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Klimaanpassung

Die Klimaanpassung ist ein entscheidender Aspekt im Umgang mit der Klimakrise, da diese spürbare Auswirkungen auf unser tägliches Leben hat und haben wird – selbst, wenn wir den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur auf 1,5°C über dem vorindustriellen Niveau begrenzen. Klimaanpassung bezieht sich auf die Maßnahmen und Strategien, die ergriffen werden, um sich an die veränderten klimatischen Bedingungen anzupassen und die negativen Folgen des Klimawandels zu minimieren.

Zahlreiche Kommunen hatten in den vergangenen Jahren mit extremen Wetterphänomenen zu kämpfen. In Neustadt an der Weinstraße ist die Durchschnittstemperatur im Zeitraum von 1881 bis 2022 bereits um 1,7°C angestiegen. Außerdem ist eine erhöhte Anzahl heißer Tage zu verzeichnen. Diese klimatischen Veränderungen werden zukünftig vermehrt zu gesellschaftlichen Problemen führen. Zum Beispiel wird durch aufeinanderfolgende Trockenperioden die Grundwasserneubildung gestört, in dessen Zuge der Grundwasserpegel sinken wird.

Daher liegt ein wichtiger Schwerpunkt der Klimaanpassung im Aufbau der blauen Infrastruktur. Zu diesen Maßnahmen, die auf den Wasserkreislauf Einfluss nehmen, gehören zum einen Entsiegelungen, die Rückhaltung von Regenwasser und die Renaturierung von Oberflächengewässern. Durch das Prinzip der Schwammstadt (siehe unten) soll eine breitflächige Versickerung u.a. dazu beitragen, das Stadtklima durch erhöhte Verdunstung herunterzukühlen. Zum anderen fallen auch die Hochwasservorsorge und der Umgang mit Starkregen unter die blaue Infrastruktur.

Eine weitere Strategie der Klimaanpassung ist die Begrünung von städtischer Infrastruktur. Es werden also Gründächer und -flächen, Fassadenbegrünungen sowie urbanes Grün in das Stadtbild integriert, um Hitzewellen abzumildern und Schatten zu spenden. Für den Hitzeschutz der Bürgerinnen und Bürger bieten sich jedoch auch Sonnensegel, kühle Erholungsorte oder Trinkwasserspender an.

Darüber hinaus ist die Anpassung in der Landwirtschaft von großer Bedeutung, da sich das Klima auf Ernteerträge und Wasserversorgung auswirkt. Bauern müssen ihre Anbaupraktiken anpassen und neue Sorten wählen, die besser an veränderte Wachstumsbedingungen angepasst sind. Vor allem die veränderte Saisonalität (siehe unten) und die Temperaturverschiebung im Jahr werden große Veränderungen im Weinbau verursachen. Maßnahmen zur nachhaltigen Wassernutzung sollten die aktuell rückläufige Grundwasserneubildung berücksichtigen. Zusätzlich muss auch das Ökosystem Wald durch seinen Umbau an die klimatischen Veränderungen angepasst werden und die Waldbrandprävention verstärkt in den Fokus rücken.

Die Förderung von Bildung und Bewusstsein ist ebenfalls ein wichtiger Bestandteil der Klimaanpassung. Wir wollen diesen Prozess möglichst inklusiv und partizipativ gestalten. Alle Beteiligten sollen erfahren können, wie sie sich persönlich und gesellschaftlich an den Klimawandel anpassen können. Dabei können wir alle aktiv an der Klimaanpassung teilnehmen: Sei es durch den Rückbau von Schottergärten, durch Garagen- und Dachbegrünung, das Auffangen von Regenwasser durch Zisternen oder Regendiebe (Direktableitung des Regenwassers aus dem Fallrohr), die Entsiegelung der Einfahrt oder die Förderung und den Erhalt von natürlichen Ökosystemen.

Des Weiteren wird in Neustadt an der Weinstraße bis zum Jahr 2025 ein Klimaanpassungskonzept erstellt. In diesem werden Maßnahmen formuliert, die dazu beitragen sollen, das Leben in der Stadt an zukünftige klimatische Bedingungen anzupassen. Dabei können die Bürgerinnen und Bürger das Konzept im Rahmen von Workshops mitgestalten und werden aktiv am Prozess beteiligt. Die Stelle des Klimaanpassungsmanagers bietet hierbei viele neue Möglichkeiten und Kapazitäten.

Zur Erklärung einiger Begrifflichkeiten:

Schwammstadt

Die sogenannte Schwammstadt ist ein Konzept der Stadtplanung, das zahlreiche (über das gesamte Stadtgebiet) verteilte Flächen zur Versickerung, Verdunstung und Rückhaltung von Regenwasser schafft. Dies nennt man auch dezentrale Regenwasserbewirtschaftung. Bildlich gesprochen saugt die Stadt das Regenwasser auf und speichert es wie ein Schawmm. So kann ein naturnaher Wasserkreislauf wiederhergestellt werden, welcher die Kanalisation entlastet und Grundwasser neu bildet. Die Stadt wird durch das vorhandene Wasser gekühlt und das Risiko für Überflutungen und Hochwasser sinkt durch die vielen Versickerungsmöglichkeiten.

Saisonalität

Die Prognosen für Neustadt gehen von deutlich milderen Wintern mit weniger Frosttagen aus. Vor allem in den kältesten Monaten sollen die Durchschnittstemperaturen um bis zu 4°C steigen. Zudem werden die heißeren und trockeneren Sommer eine wichtige Rolle bei der Veränderung der Landschaft und ihrer Nutzung spielen.